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Das BAG ist verantwortlich für die Überwachung der Umweltradioaktivität und misst mit seinem automatischen Messnetz URAnet und seinen Hochvolumen-Luftfiltern (HVS) kontinuierlich die Radioaktivität in der Luft in der Schweiz. Seit dem Beginn des russischen Militärangriffs auf die Ukraine geben mögliche Freisetzungen von Radioaktivität in die Umwelt Anlass zur Sorge: In der Sperrzone von Tschernobyl ist es zu Kämpfen gekommen und zudem betreibt die Ukraine 15 Atomreaktoren an vier Standorten, die im Kriegsfall ein erhöhtes Risiko darstellen.
Die Nationale Alarmzentrale der Schweiz (NAZ) ist im Einsatz und erhält Informationen von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Das BAG steht in regelmässigem Kontakt mit den Experten des Ring Of Five, einem Netzwerk für den Informationsaustausch zwischen europäischen Laboratorien, die auf die Messung der Radioaktivität in der Luft spezialisiert sind.
Bisher wurden weder in der Schweiz noch in anderen europäischen Ländern erhöhte Radioaktivitätswerte festgestellt.
Für weitere Information siehe auch:
- Bundesamt für Bevolkerungsschutz – BABS – Aktuelle Informationen zum Bevölkerungsschutz
- Jodtabletten im Falle eines nuklearen Ereignisses im Ausland
Situation der nuklearen Anlagen in der Ukraine
Seit 23. Januar 2023 überwachen Mitarbeitende der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA dauerhaft die Lage an allen ukrainischen Kernkraftwerk-Standorten. Die IAEA hat wiederholt ihre Sorge um einen dauerhaft sicheren Betrieb der ukrainischen Kernkraftwerke ausgedrückt. Insbesondere das Kernkraftwerk Saporischschja ist seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine mehrfach Bombenangriffen und Unterbrüchen in der externen Stromversorgung ausgesetzt. Anfang April 2024 wurde das Kernkraftwerk mit Drohnen angegriffen. Am 11. August 2024 ist bei einem Kühlturm ein Feuer ausgebrochen und das Aufsteigen einer dunklen Rauchwolke konnte beobachtet werden. Obwohl diese Ereignisse keine unmittelbaren Auswirkungen auf die nukleare Sicherheit des Kernkraftwerks hatten, erhöhen sie doch das Risiko für einen nuklaren Unfall, sagte IAEA Generaldirektor Grossi.
Frühere Ereignisse:
Am 6. Juni 2023 wurde der Kachowka-Staudamm schwer beschädigt. Das Kernkraftwerk Saporischja liegt flussaufwärts des Staudammes und war daher nicht durch eine Überflutung bedroht. Nach Beurteilung der IAEA, die mit eigenen Experten vor Ort ist, bestand keine unmittelbare Gefahr.
Gewisse Medien berichteten von einer angeblichen Freisetzung von Radioaktivität nach einer Explosion in einem Depot mit vermuteter Uranmunition in der Ukraine am 13. Mai 2023. Es sind keine Messungen bekannt, die eine Ausbreitung von Radioaktivität bestätigten.
Nach Angaben ukrainischer Behörden haben die russischen Streitkräfte Ende März 2022 die Kontrolle über das stillgelegte Kernkraftwerk Tschernobyl an ukrainisches Personal zurückgegeben. Das Kernkraftwerk Tschernobyl befindet sich in der nach dem Unfall von 1986 eingerichteten Sperrzone. Bis anhin ist es zu keiner Freisetzung von Radioaktivität gekommen.
Im Sommer 2022 sind Waldbrände in der Gegend von Tschernobyl ausgebrochen. Deren Auswirkungen sind aber weitgehend lokal.
In der Stadt Charkiw war eine neue Kernforschungsanlage mehrfach Ziel russischer Angriffe. Die Anlage dient der Forschung und Entwicklung sowie der Herstellung von Radioisotopen für medizinische und industrielle Anwendungen. Am 26. Februar 2022 schlugen Raketen auf dem Gelände eines Lagers für radioaktive Abfälle, das sich ebenfalls in der Gegend von Charkiw befindet, ein, ohne aber das Gebäude zu beschädigen und radioaktive Stoffe freizusetzen.
Für mehr Informationen verweisen wir auf folgende Quellen:
- Les actualités de l’Agence internationale de l’énergie atomique (AIEA)
- Les actualités de l’Institut de radioprotection et de sureté nucléaire (IRSN) – France
- Meldungen des Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) – Deutschland
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Cäsium-137 in bodennaher Luft in der Schweiz
Die Sektion Umweltradioaktivität (URA) des BAG überwacht mithilfe des automatischen Messnetzes URANet ständig die Radioaktivität in der Luft. Die Monitore übermitteln alle 5 Minuten einen Messwert und bei erhöhten Werten werden automatisch Alarme generiert. Die Mittelwerte werden alle 12 Stunden auf radenviro.ch veröffentlicht. Diese Geräte sind zwar empfindlich genug, um einen anormalen Anstieg der Radioaktivität in der Luft festzustellen, kleinste Spuren von Cs-137, die als Folge des Tschernobyl-Unfalls von 1986 sowie der Atomtests in den 1960er Jahren noch immer in der Luft in der Schweiz vorhanden sind, können aber nicht nachgewiesen werden. Um diese Spurenmessungen durchzuführen, betreibt das BAG sechs Hoch-Volumen-Aerosolsammler (HVS). Die Filter der HVS-Sammler ermöglichen die Messung von extrem kleinen Spuren von Radioaktivität in Aussenluft. Sie werden im Normalfall wöchentlich gemessen. Die Sammelzeit kann aber verkürzt werden, wenn es die Situation erfordert. Die Messung erfolgt mit Gammaspektrometrie im Labor.
Häufig finden sich in den Hochvolumensammler-Proben Spuren von Cäsium-137 (Cs-137) mit Werten bis zu einigen µBq/m3 (Mikro-Becquerel pro Kubikmeter Luft). Dabei handelt es sich um Resuspensionen (Aufwirbelung) von alten Ablagerungen auf den Böden (zum Beispiel Tschernobyl-Ablagerungen). Die Nachweisgrenze für Cs-137 beträgt typischerweise 0.2 µBq/m3. Nachweisgrenzen sind im Diagramm unten als ungefüllte Dreiecke dargestellt.
Mit Hilfe dieser beiden sich ergänzenden Systemen ist das BAG in der Lage, die Radioaktivität in der Luft in der Schweiz reaktiv und hochsensibel zu überwachen und sicherzustellen, dass jede Spur von künstlicher Radioaktivität erkannt wird.